Menschen, denen wir helfen wollen

Mein Name ist Petra, ich bin 58 Jahre alt, leide an Leberkrebs im Gefolge einer Hepatitis C und ich bin seit 18 Monaten lebertransplantiert. Darüber hinaus machen mir Folgeerkrankungen der bisherigen Therapien sehr zu schaffen, insbesondere grippale Infekte sowie Gelenk-, Muskel- und Knochenschmerzen.

 

Seit 38 Jahren arbeite ich auf der Intensivstation bzw. in der Anästhesieabteilung eines Krankenhauses. Ich möchte unbedingt weiterhin Vollzeit arbeiten, was mir rechtlich auch zusteht! Aber klar, man will mich nicht. Ich bin eine teure Arbeitskraft und ich falle oft aus, weil ich chronisch krank bin. Daher legt mein Arbeitgeber mir nahe, mich berenten zu lassen. Wenn ich aber in Rente gehen würde, bliebe mir nicht einmal genug Geld, die Miete zu zahlen. Außerdem verursacht meine Krankheit enorme Extrakosten, die von der Krankenkasse nicht erstattet werden. Ich kann also nicht einfach in Rente gehen, ich brauche mein Gehalt. Mein Sohn studiert noch, ich habe kein Vermögen, keine Rücklagen und ich sitze auf einem riesigen Berg Schulden. Ich weiß nicht, wie ich es ohne Gehalt machen soll. Wenn nun auch noch die Krankenkasse ihre Zahlungen einstellen würde, „könnte ich mir gleich einen Strick nehmen“.

 

Vergangene Woche habe ich nun tatsächlich einen Brief von meiner Krankenkasse bekommen, dass sie die Lohnfortzahlung einstellen will. Wenn man/frau länger als 72 Wochen für ein und dieselbe Krankheit Krankengeld bezieht, stellt die Krankenkasse die Zahlung ein. Obwohl alle Diagnosen von Ärzten bestätigt sind, sagt die Krankenkasse „NEIN“ zur Lohnfortzahlung, da momentan nicht abzusehen ist, ob und wann eine Besserung eintritt. Da ich wegen einer 100%igen Schwerbehinderung vollen Arbeitschutz genieße, kann mein Arbeitgeber mir glücklicherweise nicht kündigen. Es reicht doch, mit so einer schweren Erkrankung kämpfen zu müssen, tagtäglich. Aber nun droht mir auch noch, dass meine Lebensgrundlage entzogen wird.

 

Textauszug einer Patientin aus dem Theaterstück „Staying alive“, aufgeführt im Rahmen des Sommerblutfestivals 2013 u.a. in Köln.

 

 

Mein Name ist Britta P., ich bin 38 Jahre alt, vierfache Mutter und vor etwa einem Jahr im Verlauf der Schwangerschaft an Brustkrebs erkrankt.

 

Während ich mit dem vierten Kind schwanger war, entdeckte ich eine Verhärtung in meiner linken Brust. Da ich alle drei Kinder gestillt hatte, waren mir Verhärtungen in den Brüsten nicht unbekannt. Ohne mir größere Gedanken zu machen habe ich meine Gynäkologin aufgesucht, die mich abtastete und eine Ultraschalluntersuchung durchführte. Da ihr die Struktur meiner linken Brust im Ultraschall „nicht gefiel“, überwies sie mich in ein Brustzentrum, wo mittels Biopsie die Diagnose „Brustkrebs“ gestellt wurde. Da ich im sechsten Monat schwanger war, wurde die Therapie auf diese Ausnahmesituation abgestimmt. Nach der Geburt des vierten (glücklicherweise gesunden) Kindes folgten dann weitere Therapieeinheiten, die offenbar kurativ waren, sodass ich mich geheilt fühlen darf.

 

Während der Krebstherapie erlebte ich leider die schlimmsten Wochen meines Lebens (die eigentlich schöne Wochen sein sollten, in Erwartung eines weiteren Kindes), da mein Ehemann (der Vater meiner Kinder) mir eröffnete, dass er nicht mehr mit mir und den Kindern zusammenleben könne. Zum Glück hatte ich während dieser Zeit meine Eltern an meiner Seite, bei denen ich wohnen und mich ausweinen konnte. Kein Mensch kann sich vorstellen, wie es um das Seelenleben bestellt ist, wenn eine aggressive aber lebensnotwendige Therapie während einer Schwangerschaft nötig ist (mit teilweise schrecklichen Nebenwirkungen und ungeheueren Ängsten um das ungeborene Kind und um das eigene Leben) und wenn man in dieser Situation „im Stich gelassen wird“. Man fühlt sich buchstäblich in ein schwarzes Loch versinken, aus dem es kein Entkommen gibt.

 

Schwangerschaft, Krebsdiagnose, Krebstherapie und deren z.T. anhaltende therapiebedingte Nachwirkungen, Trennung vom Lebenspartner sowie Verlust des regelmäßigen Einkommens (mit der Geburt unseres ersten Kindes habe ich „Mutterpflichten“ übernommen und meine Arbeitsstelle verlassen) führten letztendlich in eine finanzielle Notlage, die ich alleine kaum meistern kann, obwohl ich findig und äußerst lebenstüchtig bin. So müssen wir fünf (Mutter und vier Kinder) uns wohl oder übel mit dem absolut Lebensnotwendigen arrangieren, sind aber dankbar für die vielfältigen Sozialleistungen unseres Staates, auch wenn wir uns manche (auch kleine) Wünsche nicht erfüllen können.